Konzeptentwurf zur Fahrradstadt Berlin (Beispiel für alle Großstädte)

Es gibt viele Ansätze um aus Berlin eine Fahrradstadt zu machen und die Verkehrssituation zu verbessern sowie den Autoverkehr zu verringern. Da die meisten jedoch kommerziell ausgerichtet sind, z.B. Nextbike oder DB, werden diese nur begrenzt genutzt. Anbei nun ein Konzept welches allen Berlinern zur Verfügung stehen würde und auch von allen finanzierbar ist. 


Einführung:

Der Fahrradverleih der DB wie auch der Verleih der Fa. Nextbike sind gewinnorientierte Projekte die auf betuchte Personengruppen abzielen (z.B. u.a. Kurzzeittouristen bei denen das budget keine Rolle spielt).

 

Folgende Nachteile ergeben sich bei diesen Lösungsansätzen:

Hohe Verleihgebühr auch für kurzzeitigen Verleih
Bei Dauerverleih lohnt sich nach kurzer Verleihzeit bereits die Anschaffung eines eigenen Rades (verkehrstüchtige, gebrauchte Räder für den täglichen Weg zur Arbeit gibt es bereits ab 50€)
Formaler Aufwand bei periodischem Verleih
Limitierte Anzahl an Rückgabepunkten (unflexibel und umständlich)
Beispiel: Ich will einen Tag leihen und fahre an den Ort x, es beginnt zu regnen und ich muss den Rückweg mit dem Linienbus ausführen. Mein eigenes Fahrrad kann ich ggf. vor Ort anschließen und am nächsten Tag abholen oder nach einer Woche. Bei einer Verleihfirma entstehen Kosten (entweder für die verlängerte Verleihdauer oder den Rücktransport) wenn ich mir für Geld schon ein Fahrrad leihe, dann doch vom Spezialverleih um die Ecke (der hat Liegeräder, Dreiräder und die neusten Trends).
 

Ein neues Konzept für Berlin:

Mein Konzept zielt auf sämtliche Personengruppen die in der Lage sind ein Fahrrad zu fahren. 


Anbei die Beschreibung in losen Stichpunkten:


Das Land Berlin erwirbt 100.000 Fahrräder.
Die Fahrräder werden gleichmäßig in Berlin verteilt bzw. verteilen sich gleichmäßig durch ihre Benutzer.
Das Fahrraddesign sollte simpel sein und ausschließlich auf die Verkehrstauglichkeit sowie gute Nutzbarkeit in der Stadt abzielen (typisches Standardfahrrad, robuste, langlebige, einfache und erprobte Technik).
Fahrradpreise für 100€/Fahrrad sind möglich
Die Fahrräder haben alle die selbe Farbe und sind deutlich als Berliner Rad erkennbar.
Diese Fahrräder werden in Berlin verteilt und stehen jedem frei zur Verfügung.
Es gibt keine Schlösser an diesen Rädern und keine sonstigen Einrichtungen die eine Nachverfolgung möglich machen
Jede Person in Berlin kann sich ein Rad nehmen, wenn er eines braucht, fährt zum Punkt X und stellt es dort einfach ab und geht seiner Tätigkeit nach. Sobald er wieder ein  Rad benötigt, nimmt er das nächste Rad welches verfügbar ist und fährt er zum Punkt Y.
 

Vorteil dieses Konzepts:

Ab einer bestimmten Anzahl von Fahrrädern kann man davon ausgehen, dass an den meisten Punkten in Berlin Fahrräder zur freien Verfügung stehen und genutzt werden können. Die Fahrräder verteilen sich durch die Benutzer.  Die Anzahl an Fahrrädern an wichtigen Knotenpunkten wird sich erhöhen und automatisch der Nachfrage anpassen (fahren 100 Personen morgens zur S-Bahnstation X, werden abends dort auch noch 100 Fahrräder zur Verfügung stehen). Man benötigt somit keine Rückgabestellen.
Da keine Rückgabepunkte notwendig sind, werden viel eher Bürger auf ein Fahrrad zurückgreifen denn sie müssen sich nicht mit dem Gedanken befassen “...”"Wann und Wo muss ich das Fahrrad wieder abgeben und wieviel muss ich bezahlen wenn ich es heute nicht abgebe...”. Die Nutzung wird also um ein Vielfaches einfacher.
Personen die überhaupt kein Fahrrad wollen und üblicherweise kein Fahrrad fahren, werden Gelegenheitsnutzer. Auch hierdurch reduziert sich die Kfz Nutzung nachhaltig.
Beispiel 1: Ein Autofahrer fährt zum Punkt A und sucht 15min nach einem Parkplatz, geht zwei Stunden seiner Tätigkeit nach und müsste nun zum Punkt B (der 2 km entfernt ist). Er nutzt ein Fahrrad und verzichtet auf die Autofahrt (er behält den ursprünglichen Parkplatz, spart sich die Parkplatzsuche am Punkt B und ist schneller wieder zurück, selbst wenn er den Rückweg laufen muss).
Beispiel 2: Eine Familie macht einen Ausflug mit dem Auto nach Berlin und merkt, dass der Wetterbericht sich vertan hat und doch die Sonne scheint, sie entscheiden sich für eine Fahrradtour, da die Verleihgebühr 0€ beträg
Die Verkehrssituation und die Abgassituation verbessert sich deutlich
Die Anzahl an privaten, defekten Fahrrädern (die man oft und überall findet) wird in Kürze auf 0 reduziert, niemand braucht mehr ein 50€ Damenrad was er dann doch nach 2 Jahren irgendwo einfach stehen läßt, bis es verrostet und entsorgt werden muss
Wenn ein berliner Fahrrad an einem Bahnhof zerstört wird (z.B. durch “Raudis”) fühlen sich die Bürger im Durchschnitt vielleicht eher betroffen und würden dies verhindern. Im Vergleich zur selben Situation mit einem Fahrrad eines Unbekannten Eigentümers. Denn die Berliner hätten diese Fahrräder ja selbst bezahlt und betrachten die Räder eher als ihr Eigentum. 
...
Hauptprobleme dieses Konzepts:

Diebstahl
Wartung
u.U. Haftung bei Unfall


Problem 1 (Diebstahl):

Diesem Problem würde man üblicherweise mit Schloss/Schlüssel sowie Trackingmethoden (Sender/Empfänger) begegnen. Daran würde das Konzept jedoch sofort scheitern da dies die Kosten hochtreibt und die Benutzbarkeit der Fahrräder zu kompliziert wird.

 

Effekt A: Meine Problemlösung sieht vor wie bereits beschrieben, dass die Fahrräder sehr simpel und preiswert gebaut sind. Ein Stahlrahmen etc. schreckt den Dieb schon einmal ab, da er ein solches Fahrrad nicht zu hohen Preisen verkaufen kann. Im Raum Berlin kann er dieses Fahrrad so oder so nicht verkaufen, da jeder ein solchen kostenlos nutzen kann würde auch niemand ein derartiges Rad kaufen. Es bleibt also nur der professionelle Diebstahl, hohe Stückzahl und Export in andere Städte oder Länder.

Effekt B: Bei einer solch hohen Stückzahl an Fahrrädern kann man mit dem Hersteller eine Rahmenanpassung absprechen. Man kann zum Beispiel einen eigenen Berliner Fahrradrahmen entwerfen, den sogenannten “B-Rahmen” (Rahmen in Form eines "B"-s//Produktion ausschließlich für Berlin/Brandenburg). Dieses Fahrrad ist dann als solches dem Land Berlin zugeordnet. Dadurch ist es im europäischen Raum nicht mehr verkäuflich. Für Rahmenmanipulationen durch den Dieb(Sägen, neu Schweißen und Umlackieren) würde der Aufwand den Nutzen deutlich übersteigen, im Besonderen wenn das Fahrrad im 100€ Bereich produziert wurde. Tauchen plötzlich B-Räder in einer europäischen Stadt auf, wäre die Polizei sofort alarmiert denn das Land Berlin könnte die Rahmenform vorher als Marke schützen und die Nutzung auf Berlin limitieren. Niemand würde ein gestohlenes B-Rad in Europa kaufen (da offensichtlich gestohlen) und beim Export außerhalb Europas wäre eine schnelle Identifizierung auch möglich.

Ich denke das Problem Diebstahl wäre ausreichend behandelt.

Fazit: Es gibt mit dem B-Rahmen kein Diebstahlproblem.


Problem 2 (Wartung):

Da die Räder von Steuergeldern bzw. der Spendenaktion vom Berliner Rundfunk angeschafft wurden lohnt es auch, ein bestimmtes Kontingent an Wartungskosten pro Jahr bereit zu stellen.

Am Lenkrad eines jeden Rades kann man eine rote Flagge hochklappen, die einem mobilen Fahrradservice (diese mobilen Servicestätten gibt es bereits in etlichen Städte) signalisiert, dass das Rad gewartet werden sollte.

entweder sind diese Serviceeinrichtungen bei der Stadt Berlin angestellt und betreiben dies dauerhaft

oder private Servicestellen müssten dann pro Reparatur eine Art Ticket bekommen und diese dann bei der Stadt abrechnen können

die Reparatur sollte auch von Bürgern möglich sein, auch die Verschönerung und Gestaltung sollte möglich sein (dadurch identifizieren sich die Bürger auch mit den Rädern)

die markante B-Rahmenform darf jedoch nicht verändert werden

Problem 3 (Haftung bei Unfall):

 

Sollte bei einem Verleihfahrrad der Firma Nextbike die Bremse versagen und dadurch ein Unfall geschehen, würde sicherlich Nextbike die Haftung übernehmen (wobei ich mir da nicht sicher bin, das Fahrrad kann ja auch während der Verleihdauer manipuliert worden sein). 

 

Die Haftung beim freien Konzept muss ausgeschlossen sein. Ein jeder Nutzer muss vor der Benutzung selbst prüfen, ob das Fahrrad noch verkehrstauglich ist. Dies wäre natürlich eine rein formale Anforderung die in der Praxis nicht relevant ist (es prüft auch niemand die Blinker seines Autos vor jedem Fahrtantritt...). Entscheidend ist, dass das Land Berlin rechtlich hier nicht belangt werden kann. Die Gefahr, dass ein Rad nicht verkehrstauglich ist, wäre nicht höher als auch sonst bei der Verwendung des eigenen Rades (vorsätzliche Sabotage des Rades von Kriminellen bzw. Halbstarken kann man auch beim eigenen Rad nicht ausschließen, wenn man es an einem Bahnhof stehen läßt).

 

Ausblick:

Zu diesem Konzept gibt es sicherlich noch viele offene Punkte. Jedoch ist das Potential enorm und es wäre sicherlich ein Novum in Großstädten (in großen Firmengeländen wie z.B. bei Siemens, wird es ja bereits erfolgreich praktiziert, wobei dort das Diebstahlproblem durch einen Zaun gelöst wird). Ein B-Rahmen ist da sicherlich um ein vielfaches effektiver.

 

Eine weitere praktikable Variante zur Beschaffung der 100.000 Räder wäre der Ankauf von existierenden Rädern von Berliner Bürgern. Diese könnten dann einfach mit eingeschweißtem B als Berliner Räder deklariert werden und in einer einheitlichen Farbe gesprüht werden. Hierfür kann man auch alle konfiszierten Räder an Bahnhöfen nutzen welche sonst immer versteigert werden. Eine solche Variante schafft Arbeitsplätze und und reduziert die Gesamtanzahl der Fahrräder in Berlin bei besserer Fahrradauslastung und besserer Stellplatzsituation (überfüllte Fahrradständer) an Knotenpunkten. 

Martin Benecke /15. Sep. 2016
 

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